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Eastern Klassiker: Die 36. Kammer der Shaolin

Der Film "Die 36. Kammer der Shaolin" ist ein Klassiker des Eastern Films.  Er enthält so ziemlich alles, was das Herz der Eastern Fans höher schlagen lässt: klassische Kung Fu Techniken (Hung Gar Kung Fu aus der Linie der Lau Familie in Hong Kong, die in der Generationsfolge der Lam Familie steht, aus der das Hung Gar Kung Fu der Jing Wu Köln stammt), Waffentechniken, das Ambiente des historischen China der Qing Dynastie, eine vielfältige Ausbildung im Kloster und vieles mehr.

Inhalt: Seit dem Jahr 1644 besteht in China die Fremdherrschaft der Mandschus und begründete die Qing Dynastie. Der Vater des chinesischen Rebellen Liu Yu Te (dargestellt von Hong Kong Star Lau Kar Fei) wird von Mandschu Soldaten ermordet. Liu findet Zuflucht im Shaolin Kloster und hofft, die geheimen Kung Fu Kampftechniken erlernen zu können. Er eröffnet dem Abt seine Pläne, dieser erlaubt ihm wegen seiner Ehrlichkeit im Kloster zu bleiben, lässt ihn jedoch lange Monate nur niedere Arbeiten verrichten. 

Schließlich bekommt er die Erlaubnis, die 35 Ausbildungskammern des Klosters zu durchlaufen. Aus der Darstellung dieser Ausbildungsstufen, ihren Trainingsmethoden und der fortschreitenden Entwicklung des Protagonisten besteht der Hauptteil des Films. In jeder Kammer soll der Held körperliche, technische und geistige Fähigkeiten erlangen, z.B. Training für die Beinarbeit, Fußtechniken, Handtechniken, Techniken mit dem Kopf,  Training für die Handgelenke, Armkraft, Langstock, Säbel und anderen. Anfangs hat Liu Yu Te (nun mit dem Mönchsnamen San Te) große Schwierigkeiten mit den außerordentlich hohen Anforderungen. Nach und nach zahlen sich aber sein Wille und sein Fleiß aus; es gelingt ihm, die ersten Ausbildungskammern in kurzer Zeit zu absolvieren. Der Abt des Klosters belohnt in deshalb mit zusätzlichen Ämtern, für die er allerdings auch Trainingskämpfe mit einem anderen Mönch (Hong Kong Star Lee Hoi Sang) bestehen muss. Dabei versucht er zunächst mit dem Langstock, dann mit der Sichelhellebarde und schließlich mit einer von ihm neu entwickelten Waffe, dem Dreigliederstab, den mit seinen Schmetterlingsmessern unbezwingbar erscheinenden Mönchsbruder zu besiegen. Am Ende ehrt ihn der Abt mit der Aufgabe, die Leitung einer 36. Kammer zu übernehmen, in der er junge Mönche ausbilden soll.

Liu Yu Te bittet den Abt, chinesische Rebellen im Kampf gegen die Fremdherrschaft ausbilden zu dürfen. Der Abt lehnt die Bitte ab, Liu Yu Te muss das Kloster verlassen. Zurück im weltlichen Leben lernt Liu andere Rebellen kennen, hilft mit seinen erlernten Fähigkeiten im Kampf gegen die Mandschus und besiegt nachfolgend auch den General der Mandschus. 

Die Schlussszene zeigt Liu Yu Te zurück im Kloster bei der Unterrichtung junger Rebellen in der 36. Kammer der Shaolin. Er unterrichtet traditionelle Techniken des Hung Gar Kung Fu in Form von Ausschnitten der Gung Gee Fok Fu Kuen, der ersten Säulenform des Hung Gar Kung Fu.

Anmerkungen:

Der Kung Fu Film Klassiker "Die 36. Kammer der Shaolin" ist gleich in mehrfacher Hinsicht ein herausragender Eastern. Kein anderer Film zeigt auf so eindrückliche Weise die Ausbildung im traditionellen Kung Fu. Die Darstellung der Ausbildungskammern nimmt einen Großteil des Films ein. Die Ideen, die dabei für diesen Film entwickelt wurden, sind originell, vielfältig und oftmals für das gesamte Genre innovativ. 

Sehr anschaulich zeigt der Film, mit welchen Ideen für Kampftaktiken der Hauptdarsteller den Dreigliederstab als neue Waffe entwickelt, Techniken eintrainiert und sie dann im Kampf mit seinem Mönchsbruder umzusetzen versucht.

Am Ende schlägt der Film den Bogen zwischen den Ausbildungskammern im Kloster und dem Einsatz dieser Fähigkeiten im Leben außerhalb. Gelungen ist die Darstellung der Nutzung des Erlernten aus der Augenkammer, der Kammer für das Gleichgewicht sowie des Dreigliederstabes.

Unter Verzicht auf übertriebene Effekte sind die klassischen Kung Fu Techniken Gegenstand des Films. Hilfreich dabei ist natürlich, dass der Hauptdarsteller Lau Kar Fei und der Regisseur Lau Kar Leung berühmte Meister des traditionellen Hung Gar Kung Fu sind. Ihr Vater Lau Jaam war ein Schüler von Großmeister Lam Sei Wing, dem berühmten Ahnherr der Lam Familie. Das Hung Gar Kung Fu der Jing Wu Schule Köln stammt aus der Nachfolgegeneration der Lam Familie, von Großmeister Lam Chun Fai, der der Lehrer von Meister Holger Heek ist.

Für die Karriere von Gordon Lau Kar Fei wurde der Film zur Initialzündung; die Rolle als Shaolin Mönch wurde die Rolle seines Lebens. Das Publikum wollte ihn fortan immer wieder in der Rolle des Mönchs sehen. Damit wurde er neben Alexander Fu Sheng zum führenden Darsteller in Hong Kong.

Auch die Karriere von Lau Kar Leung bekam durch den Film einen besonderen Impuls. In der Folge wurde er zu einem der bedeutendsten Regisseure des Hong Kong Films und zeichnete verantwortlich für Erfolge wie z.B. Drunken Master mit Jackie Chan.

In Deutschland ist "Die 36. Kammer der Shaolin" der bekannteste Film der Shaw Brothers, der sogar  Aufnahme in das öffentlich rechtliche Programm fand.

 

Video: Schon das Intro des Klassikers "Die 36. Kammer der Shaolin" enthält klassische Techniken des traditionellen Hung Gar Kung Fu (wie es auch in der Jing Wu Kung Fu Schule Köln im Kurs Süd Shaolin Kung Fu unterrichtet wird).

Steckbrief / Kurzcharakterisierung des Films "Die 36. Kammer der Shaolin"

Titel / Jahr: "The 36 th Chamber of Shaolin", "Master Killer"; Hong Kong 1977 / 78

Länge: Die Originallänge beträgt 115 Minuten, die deutsche Kinofassung 87 Minuten, deutsche Videofassungen haben 83 oder 81 Minuten Länge.

Leider fehlen in deutschen Fassungen z.B. die höchste Kammer (die Kammer der Sutras),  die Mönchszeremonie, die Kammer der Säbeltechniken etc.

Produktion: Shaw Brothers

Darsteller: Lau Kar Fei, Lee Hoi San, Lo Lieh

Action: Der Film hat sehr viel zu erzählen, strotzt inhaltlich und mit Bildern vor Ideen. Es gibt  ausgiebige, gut choreografierte  Kämpfe, keine übertriebenen Effekte.

Anspruch: Der Film hebt sich wohltuend von vielen Standard Hong Kong Eastern ab, ist für das gesamte Genre innovativ.

Story: Grundidee ist wie in vielen Eastern die Rache eines Sohnes für die Ermordung des Vaters sowie die historische Situation der ungeliebten Mandschu Fremdherrschaft. Diesen Hintergrund verbindet der Film mit den für Eastern nicht untypischen Elementen des "Ausbildungsfilms". All das ist jedoch einfalls- und temporeich  kombiniert.

Kampfkunst:  Für traditionelle Kampfkünstler ist der Film ein Highlight. es gibt viele klassische Kung Fu Techniken zu sehen. Der Hauptdarsteller Lau Kar Fei ist wie der Regisseur Lau Kar Leung ein berühmter Meister des Hung Gar Kung Fu. Deshalb sind Teile der Hung Gar Säulenformen Tit Shin Kuen, Gung Gee Fok Fu Kuen (am Ende des Films in der 36. Kammer) zu sehen.

Daneben gibt es interessante und qualitativ hochwertige Waffentechniken mit dem Dreigliederstab, der vergleichsweise selten gezeigten Sichelhellebarde sowie den typisch südchinesischen Schmetterlingsmessern zu sehen.

Originalität:  Im Gegensatz zu vielen Massenware Filmen schwelgt der Film großzügig in allen klassischen Elementen des Eastern und kombiniert sie geschickt miteinander. Die Kung Fu Technik (klassisches Hung Gar Kung Fu), die Virtuosität des Hauptdarstellers und des Regisseurs sind jederzeit präsent. Dieser Film setzt Maßstäbe.

Fazit: Der Easternklassiker "Die 36. Kammer der Shaolin" ist in jeder Hinsicht eine Genreperle. Er setzt Massstäbe.

Action- und Easternfans müssen ihn sehen, Traditionelle Kampfkünstler müssen ihn - das darf man wohl mit guten Gründen behaupten - sogar in regelmäßigen Abständen  immer wieder sehen. 

 

Das klassische Hung Gar Kung Fu wird in der Jing Wu Kung Fu Schule im Kurs Süd Shaolin unterrichtet. 

https://www.kungfu-koeln.de/kursangebot/shaolin-kung-fu/

 

Diese Filmbesprechung ist (auch) eine Einstimmung auf das Programm des nächsten  Filmabends in der Jing Wu Schule Köln. 

https://www.kungfu-koeln.de/2018/04/15/waffenbasteln-waffentraining-filmabend/

 

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